Christian Engelke, bbs, bei der Herbsttagung 2024
Bauwirtschaft und Baustoffindustrie erleiden - bereits im dritten Jahr - eine Krise unbekannten Ausmaßes. Insbesondere im Wohnungsbau sind Auftragsrückgänge von bis zu 50 % traurige Realität.
Flächendeckende Kurzarbeit, Werksstillegungen und -schließungen, auch in der Kalksandsteinindustrie, sind die dramatischen Folgen. Insolvenzen bei Projektentwicklern sind zwischenzeitlich an der Tagesordnung. Der Bauindustrie droht ein ganz erheblicher Personalabbau - das Winterhalbjahr kommt erst noch.
Das Schizophrene an dieser Situation: in Deutschland werden aktuell bereits mehr als 800.000 neue Wohnungen benötigt und gesucht. Vor allem in den Metropolen und Universitätsstädten fehlt bezahlbarer Wohnraum mehr als alles andere. Kaum eine zweite Branche ist in Deutschland politisch so stark reguliert, wie der Wohnungsbau. Doch wie soll sich die Lage im Sinne von Wohnungssuchenden und Bauwirtschaft ändern, wenn die Politik seit Jahren keine oder regelmäßig falsche Entscheidungen trifft?
Lieber Christian Engelke, auch wenn Sie zu unserer Herbsttagung nur wenig Grund für Zuversicht im Gepäck hatten, die ersten Anzeichen einer Besserung der bauwirtschaftlichen Lage wollen wir natürlich auch erwähnen:
• Inflation und Zinsen erreichen Niveaus, mit denen wir arbeiten können
• die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen steigt seit Monaten
• erste Maßnahmen zur Entbürokratisierung auf Länderebene zeigen ebenso Wirkung wie die verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten
Doch es bleibt immer noch viel zu tun, wie die richtige Einschätzung des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden e.V. (bbs) zeigt. Denn
• die Förderpolitik ist viel zu fragmentiert und zielt zu sehr auf Spitzenförderung ab
• der Vertrauensverlust im Markt nach dem EH55-Förderchaos ist keineswegs überwunden
• Förderbedingungen bleiben z. T. wenig praxisgerecht, z.B. beim neuen KNN-Programm
• Regulierungswut und Bürokratie lähmen unsere Branche weiterhin, dazu dauern Genehmigungsprozesse viel zu lang
Im Interesse von Bauwirtschaft, Baustoffindustrie und Wohnungssuchenden werden wir nicht müde, unsere Forderungen deutlich zu artikulieren. Und das natürlich auch im anstehenden Bundestagswahlkampf.
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