
Dauer der Normenerstellung in Europa
Die EU-Kommission bemängelt seit geraumer Zeit, dass die Dauer für die Erstellung von CEN-Normen mit rund sechs Jahren deutlich zu lange ausfällt und verkürzt werden muss.
Die Dauer von sechs Jahren ergibt sich allerdings nicht aus der offiziellen CEN-Statistik. CEN veröffentlicht vierteljährlich eine Statistik über das verfügbare Gesamt-Portfolio. Danach umfasst das CEN-Portfolio knapp 17.000 EN-Normen und rund 1.200 sonstige Veröffentlichungen. Mit rund 3.400 Veröffentlichungen liegt der Baubereich auf Platz drei der Liste mit den meisten Veröffentlichung je Sektor, knapp hinter den Bereichen Elektrotechnik und Transport/Fahrzeuge.
Bezüglich der Entwicklungszeit von Normen und sonstigen Dokumenten gibt CEN an, dass rund 30 % der Veröffentlichungen länger als 3 Jahre und weitere 30 % innerhalb von zwei bis drei Jahren bearbeitet wurden. Es liegt aber der Verdacht nahe, dass CEN die Vorarbeiten im Zusammenhang mit zukünftigen Normen und Veröffentlichungen in den Entwicklungszeiten nicht berücksichtigt, denn die Industrie bestätigt, dass die gesamte Entwicklungszeit – also inklusive aller Vorarbeiten – i.d.R. durchaus etwa sechs Jahre beträgt.
Ein Ärgernis der Industrie besteht regelmäßig auch darin, dass die von der EU-Kommission zur Überprüfung der Norm beauftragten HAS-Consultants eine erarbeitete Norm ablehnen und eine Überarbeitung fordern, so dass weitere Bearbeitungszeit erforderlich wird. Die EU-Kommission hat kürzlich einige Informationen zum Zeitaufwand des HAS-Prozesses veröffentlicht. Danach hat sich die durchschnittliche Bearbeitungszeit der HAS-Consultants von knapp 180 Tagen in 2023 auf nunmehr 31 Tage verkürzt, allerdings werden rund 50 % der eingereichten Normenentwürfe, insbesondere wegen nicht ordnungsgemäßer Berücksichtigung des EU-Rechts, beanstandet.
Es bleibt daher zu hoffen, dass im CPR-Acquis-Prozess alle Formalien, die in zukünftigen Bauproduktnormen zu beachten sind, im Standardisation Request eindeutig beschrieben sind, um zumindest Verzögerungen durch eine Ablehnung und nochmalige Überarbeitung von Normen zu vermeiden.